Unsere ganze Kindheit und ebenso unsere halbe Jugend werden wir blindlinks überschwemmt von Liebesfilmen, Liebesromanen, schnulzigen Gedichten und Märchen. Sie zeigen uns die verschiedensten Facetten der Liebe ... aber am Ende läuft es immer auf ein und das selbe stupide Prinzip hinaus:
Irgendwann taucht er auf, der schillernde Prinz in goldener Rüstung und dann nimmt er seine Prinzessin mit, alle Verfehlungen und aller Schmerz ist vergessen und sie leben glücklich bis an ihr Lebensende.
Doch was für ein Bild wollen wir denn wirklich unseren Kindern vermitteln, wollen wir selbst glauben können? Was nützt es uns denn die Hände in den Schoß zu legen und darauf zu warten, dass ER kommt. Nicht nur, dass es uns ein rückschrittiges Frauenbild vermittelt, nein es lässt uns auch vollkommen überhöhte Erwartungen annehmen. Es kommt doch nicht darauf an, dass wir wunschlos-treudoof mit ein und dem selben Mann seit dem Kindergarten grinsend durchs Leben gehen. Es kommt doch nicht darauf an, dass man sich nie streitet, immer einer Meinung ist, jeden Schritt des anderen versteht.
Worauf es ankommt, ist ein gemeinsames Ziel und der Wille, es zu erreichen. Es kommt darauf an, sich sicher zu fühlen, vertrauen zu können. Man muss nicht nur fähig sein, Freude zu teilen, sondern man muss dem anderen auch in dunkleren Stunden beistehen können. Es kommt darauf an, einen reichen Schatz an Erfahrungen anzuhäufen, vor allem solche, die man gemeinsam gemacht hat. Und wenn man das gefunden hat, dann erscheint es unnütz weiterhin auf den strahlenden Typen und seinen Gaul zu warten.
"Das letzte Mal"
Du gingest fort. - In meinem Zimmer
Klingt noch leis dein letztes Wort.
Schöner Stunden matter Schimmer
Blieb zurück. Doch du bist fort.
Lang noch seh ich steile Stufen
Zögernd dich hinuntergehn,
Lang noch spür ich ungerufen
Dich nach meinem Fenster sehn,
Oft noch hör ich ungesprochen
Stumm versinken manches Wort,
Oft noch das gewohnte Pochen
An der Tür. - Doch du bist fort.
Klingt noch leis dein letztes Wort.
Schöner Stunden matter Schimmer
Blieb zurück. Doch du bist fort.
Lang noch seh ich steile Stufen
Zögernd dich hinuntergehn,
Lang noch spür ich ungerufen
Dich nach meinem Fenster sehn,
Oft noch hör ich ungesprochen
Stumm versinken manches Wort,
Oft noch das gewohnte Pochen
An der Tür. - Doch du bist fort.
- Mascha Kaléko
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