Mittwoch, 19. Oktober 2011

Einbildung

Einbildung ist auch eine Bildung. So heißt es und noch dazu ist Einbildung die angenehmste Bildung im Leben, denn sie macht es uns leicht, wohlig-warm-kuschelig im Strudel der Fiktion.
Und wahrlich man bildet sich im Laufe der Zeit so vieles ein: 
Liebe, Freundschaft, Tiefgang, Sinn
Doch eines Tages liegt man auf einer Straße mit Schrammen und Prellungen und blutendem Mund und Nase. Man sieht ein Auto kommen und weiß, dass es nicht rechtzeitig bremsen kann und man stellt sich vor, wie man aufspringt und sich an den Straßenrand flüchtet. 
Doch. Nichts. 
Man bleibt liegen, zusammengerollt und im Kopf sieht man sich aufspringen. 
Ich weiß nicht, was an diesem Tag mit mir passierte, im Grunde war es wie einer dieser Träume, die man frühmorgens kurz vorm Aufwachen träumt - wie eine dieser seltsamen Mischungen, in denen Traum und Realität in einander verschwimmen. Nur war es nicht ganz so banal.

In meinem Kopf hat sich in den letzten Monaten viel abgespielt. Viel mehr, als meine Realität fassen konnte. In meiner Vorstellung habe ich wahre Liebe empfunden, eine Seelenverwandte gefunden, bin ich stark genug geworden, um ein neues Leben in diese Welt zu bringen. 
Doch meine Realität ist Folgende: jeden Tag gehe ich zur Arbeit, sitze dort meine acht Stunden ab und gehe wieder heim, an meinen Wochenenden muss ich möglichst viel unternehmen, um mein Singleleben in der Woche zu kompensieren. Jeder Tag ist wie der andere. Jeder Tag zieht an mir vorbei. Und in meinem Kopf schwelge ich in Erinnerungen an diesen Sommer, an das was ich kurze Zeit gefühlt habe, ich denke an meine Freundinnen und an diesen einen Begriff "beste Freundin", ich sehe mich an dem Tag, an dem ich das erste Ultraschallbild in der Hand hielt.

Ich sehe das alles wie in einem Film, denn die Wahrheit ist, dass ich daran nicht mehr aktiv teilhabe. Nein, ich liege auf einer Straße und warte darauf, was als Nächstes mit mir geschieht. 
Ich lasse nichts geschehen, mit mir geschehen Dinge.


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