Einbildung ist auch eine Bildung. So heißt es und noch dazu ist Einbildung die angenehmste Bildung im Leben, denn sie macht es uns leicht, wohlig-warm-kuschelig im Strudel der Fiktion.
Und wahrlich man bildet sich im Laufe der Zeit so vieles ein:
Liebe, Freundschaft, Tiefgang, Sinn
Doch eines Tages liegt man auf einer Straße mit Schrammen und Prellungen und blutendem Mund und Nase. Man sieht ein Auto kommen und weiß, dass es nicht rechtzeitig bremsen kann und man stellt sich vor, wie man aufspringt und sich an den Straßenrand flüchtet.
Doch. Nichts.
Man bleibt liegen, zusammengerollt und im Kopf sieht man sich aufspringen.
Ich weiß nicht, was an diesem Tag mit mir passierte, im Grunde war es wie einer dieser Träume, die man frühmorgens kurz vorm Aufwachen träumt - wie eine dieser seltsamen Mischungen, in denen Traum und Realität in einander verschwimmen. Nur war es nicht ganz so banal.
In meinem Kopf hat sich in den letzten Monaten viel abgespielt. Viel mehr, als meine Realität fassen konnte. In meiner Vorstellung habe ich wahre Liebe empfunden, eine Seelenverwandte gefunden, bin ich stark genug geworden, um ein neues Leben in diese Welt zu bringen.
Doch meine Realität ist Folgende: jeden Tag gehe ich zur Arbeit, sitze dort meine acht Stunden ab und gehe wieder heim, an meinen Wochenenden muss ich möglichst viel unternehmen, um mein Singleleben in der Woche zu kompensieren. Jeder Tag ist wie der andere. Jeder Tag zieht an mir vorbei. Und in meinem Kopf schwelge ich in Erinnerungen an diesen Sommer, an das was ich kurze Zeit gefühlt habe, ich denke an meine Freundinnen und an diesen einen Begriff "beste Freundin", ich sehe mich an dem Tag, an dem ich das erste Ultraschallbild in der Hand hielt.
Ich sehe das alles wie in einem Film, denn die Wahrheit ist, dass ich daran nicht mehr aktiv teilhabe. Nein, ich liege auf einer Straße und warte darauf, was als Nächstes mit mir geschieht.
Ich lasse nichts geschehen, mit mir geschehen Dinge.
Jeder kann sich sicherlich noch an Lektionen in seiner Kindheit erinnern. Damals haben wir viel Blödsinn angestellt, und haben uns mindestens genauso oft unseren "Anschiss" abgeholt. Und mit mancher Zurechtweisung ging auch dieser kurze Dialog einher:
"Aber Mama, wieso macht man das denn nicht?
Wieso darf man denn das nicht machen?"
"Man macht es einfach nicht!"
Dies war eine von vielen "Ist-eben-so" Erklärungen, die ich zu hören bekommen habe und oftmals schoss ich es in den Wind und tat es ab als öde und belanglos.
Doch manchmal war es das eben nicht, nicht immer war es belanglos.
Denn manches tut man einfach nicht:
(um nur manches zu nennen, wovor jeder seine Kinder warnen sollte)
- man nimmt keine Drogen;
- man stellt sich nicht an eine Zugstrecke und stellt sich vor, den Schritt aufs Gleis zu wagen;
- man spannt niemandem den Freund aus;
- und man glaubt erst recht nicht daran, dass es dann auch noch funktionieren könnte;
- man betrinkt sich nicht hemmungslos und steigt dann zu Fremden ins Auto
und so vieles mehr.
Also, angeblich lernt man ja aus Fehlern, wird schlau daraus. Doch wie kommt es dann, dass man trotzdem immer wieder Fehler begeht, sogar wenn man schon weiß, dass sie ein Fehler sind? Warum reizt es einen immer gerade dann, wenn es falsch ist, wenn es eine Grenze überschreitet?
Liegt es vielleicht daran, dass man zu dieser Liste von Dingen "die man einfach nicht tut" auch noch folgenden Punkt ergänzen muss, bevor man es tatsächlich kapiert??
- man verliebt sich nicht zweimal hintereinander in den Falschen.
Und gerade da ich diese Erkenntnis ja nun schon rechtzeitig gemacht habe, wäre es doch erwachsen, reif, sinnvoll, überlegt, förderlich, angenehm und vorausschauend, es diesmal zu lassen. Ja, es ein einiziges verdammtes Mal zu unterlassen!
Oder in anderen Worten, wie es einst Wolfsheim sangen:
"Calm down my heart - don't beat so fast.
Don't be afraid just once in a lifetime."
Nur das Problem daran ist wohl, dass einem nicht ewig jemand hinterher rennt, der darauf besteht: